Interview „Trends im Bildungsbereich“

VonJochen Robes

Interview „Trends im Bildungsbereich“

Viele Unternehmen überprüfen regelmäßig ihre Bildungsstratregien, setzen  sich dabei mit neuen Entwicklungen auseinander, führen Interviews mit Experten und erstellen Trendlandkarten. In diesem Zusammenhang durfte ich diese Woche auch wieder Rede und Antwort stehen. Anbei die Fragen und meine Antworten (in verschriftlichter Kurzform).


Welche Trends sehen Sie in Ihrem Unternehmen im Bereich Weiterbildung und generell am Markt?

Da denken wahrscheinlich viele, auch ich, zuerst an Bildungs- und Lerntechnologien. Digitale Bildung ist da. Wie geht es weiter? Was sieht man zum Beispiel auf der Learntec? Augmented Reality und Virtual Reality sind neueste Entwicklungen in diesem technologiegetriebenen Prozess. Dann noch, etwas weniger spektakulär, weil weniger greifbar, KI, Algorithmen und Chatbots in der Weiterbildung. Vielleicht gehören auch noch Badges in diese Reihe.

Auf der anderen Seite stehen weniger Trends, sondern die Herausforderungen und Aufgaben, die mit Einführung und Nutzung dieser Konzepte, Plattformen und Tools verbunden sind. Und ganz oben steht da auf meiner Liste das selbstorganisierte bzw. selbstgesteuerte Lernen.

Was bedeutet das für Ihre Mitarbeiter und welche Kompetenzen benötigen diese zukünftig?

Wenn man das selbstorganisierte Lernen betont, dann natürlich auch die Kompetenzen, es umzusetzen und zu leben. Was noch? Digitale Kompetenzen als Querschnittskompetenzen natürlich. Und dann denke ich an verschiedene Aufstellungen von Future Skills, von Kreativität, Neugier bis zu Empathie und emotionaler Intelligenz, die auf die fortschreitende Automatisierung und Digitalisierung, auf sich immer schneller verändernde Tätigkeiten vorbereiten sollen.

Was sind die aktuellen, bewährten und anerkannten Lernformate bei Ihnen und generell? Welche werden in Zukunft an Bedeutung zunehmen?

Vieles ist schon da. Hoch gehandelt werden aber gerade Formate, die mit der Selbstorganisation der MitarbeiterInnen verbunden sind: BarCamps, Communities of Practice, Hackathons, Working Out Loud, Social Learning. Dann die vielen Work Hacks/ Learn Hacks als praktische Lebenshilfe. Oft verbunden mit agilen Team- und Organisationsstrukturen. Und vielleicht gehören auch einige Formate in diese Reihe, die der aktuellen Krise geschuldet sind. Virtuelle BarCamps zum Beispiel. Überhaupt wird vielleicht das Zusammenspiel von Präsenz und Online gerade neu ausgehandelt. Und das Zusammenspiel von Arbeiten und Lernen. Mal sehen.

Wie beeinflussen Trends Geschäftsmodelle (Produkte / Dienstleistungen/Abomodelle)?

Schwierige Frage. Mir kommen da natürlich die klassischen Geschäftsmodelle der Weiterbildung vor Ort in den Sinn. Kursgebühren für TeilnehmerInnen, Tagessätze für TrainerInnen. Dann, online, die Lizenzen für Lernplattformen und Kurse. Abomodelle sind sicher ein aktueller Trend, um aus Sicht der Marktanbieter Kunden und Nutzer enger an die eigenen Angebote zu binden. Anbieter wie LinkedIn Learning leben es vor. Voraussetzung sind Angebote, die heute in der Cloud liegen. Offener wird die Geschichte, wenn man an andere Aufgabenprofile von PE-Experten, Beratern und TrainerInnen und ihre Verrechnung denkt. Community ManagerInnen, LernkuratorInnen, Agile Lerncoaches.

Wo sehen Sie Ihr Unternehmen in Bezug auf Aus- und Weiterbildung in 5 Jahren?

Fünf Jahre sind eine kurze Zeitspanne in der Aus- und Weiterbildung. Aber vielleicht bildet ja die aktuelle Krise einen Impuls für bleibende Veränderungen. Ich hoffe jedenfalls, dass die aktuellen Trends und Impulse rund um das selbstgesteuerte Lernen in Netzwerken (ich merke gerade, ich beiße mich etwas an diesem Begriff fest …) weiter Verbreitung finden. Auch in den Unternehmen und Organisationen selbst. Hinweise finden sich zum Beispiel in den Aktivitäten der Corporate Learning Community …

Was werden aus Ihrer Sicht die Folgen der Corona-Krise für die Aus- und Weiterbildung sein?

Siehe meine Antworten zu den vorausgegangen Fragen.

Bildquelle: Steve Halama (Unsplash)

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Jochen Robes administrator